Die Folge zeigt, warum Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern gezielt und prozessorientiert gestaltet werden sollte, um echte Effizienz und nachhaltige Verbesserungen im Unternehmen zu erreichen.
In dieser Podcastfolge beleuchtet Dr. Oliver Ratajczak die oft missverstandene und falsch praktizierte Umsetzung von Digitalisierung in Unternehmen und warnt davor, digitale Initiativen als bloßen Selbstzweck zu verfolgen. Er beobachtet, dass in vielen Firmen Digitalisierungsprojekte oft gestartet werden, nur weil „man das jetzt eben macht“, ohne dass dahinter eine klare Strategie oder ein echter Nutzen für das Unternehmen steht. Häufig werden Prozesse digitalisiert, ohne sie grundlegend zu hinterfragen oder zu optimieren, und bestehende ineffiziente Abläufe werden quasi „digital überpinselt“, ohne dass dies wirkliche Verbesserungen bringt.
Der Podcast kritisiert blinden Aktionismus, bei dem etwa altbekannte Projekte neu mit Begriffen wie „digital“ oder „Innovation“ gelabelt werden, um so leichter Budget zu bekommen. Beispiele, wie das Aufstellen von Robotern in Banken, das Verteilen von VR-Brillen oder das verstärkte Auftreten in sozialen Medien illustrieren symbolische Maßnahmen, die nicht zwingend zur echten Digitaltransformation beitragen. Auch optische Anpassungen wie bunte Sitzmöbel oder Kickertische in Büros seien häufig mehr Show als Substanz. Dr. Ratajczak unterstreicht, dass solche kosmetischen Änderungen allein keine nachhaltigen Verbesserungen für Prozesse, Effizienz oder gar die Beziehung zu den Kunden schaffen.
Ein zentrales Thema der Folge ist die Notwendigkeit, vor der Digitalisierung bestehende Prozesse grundsätzlich zu hinterfragen. Digitalisierung sollte genutzt werden, um veraltete und ineffiziente Strukturen zu überarbeiten, nicht sie lediglich digital abzubilden. Beispielsweise sei das bloße Einscannen von Papierdokumenten noch keine Digitalisierung im eigentlichen Sinne, vor allem wenn weiterhin manuell Daten abgetippt oder kopiert werden müssen. Echte Digitalisierung bedeute, Prozesse zu automatisieren, Systeme sinnvoll zu verknüpfen und unnötige Arbeitsschritte zu eliminieren. Besonders kritisch sieht der Podcaster das Digitalisieren von schlechten Prozessen – das Resultat ist dann ein „digitaler Scheißprozess“, wie er es mit einem bekannten Zitat pointiert zusammenfasst.
Dr. Ratajczak plädiert dafür, Digitalisierung ganzheitlich zu denken und über Abteilungs- und Bereichsgrenzen hinweg umzusetzen. Jede digitale Maßnahme solle darauf abzielen, das Unternehmen effizienter, wettbewerbsfähiger und kundenorientierter zu machen. Er empfiehlt, vor jedem Digitalisierungsprojekt zunächst die Sinnhaftigkeit und die praktischen Auswirkungen zu reflektieren, Prozesse mit externem Blick zu analysieren und Verbesserungen Schritt für Schritt anzugehen. Auch äußert er, dass solcher Wandel nicht zwingend kompliziert oder teuer sein muss – oft reichen kleine Impulse und eine pragmatische Herangehensweise, um spürbare Veränderungen einzuleiten.
Zum Schluss regt Dr. Ratajczak die Zuhörer an, die eigenen Arbeitsabläufe kritisch zu beobachten: Überall dort, wo im Unternehmen noch Daten manuell übertragen oder kopiert werden, steckt viel ungenutztes Potenzial für echte Digitalisierung. Sein Appell: Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern sollte immer darauf abzielen, das Unternehmen besser, effizienter und zukunftssicher zu machen.
erschienen in der Folge 78 im Unternehmenschemie-Podcast von und mit Dr. Oliver Ratajczak
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