Die Folge beleuchtet die Auswirkungen und Hintergründe restriktiver Kommunikationsregeln in Unternehmen, insbesondere wenn Mitarbeitende Führungskräfte oder Vorstände nicht direkt ansprechen dürfen, und regt zum Nachdenken über eine offene Unternehmenskultur an.

In dieser Folge beschäftigt sich Dr. Oliver Ratajczak mit einer ungewöhnlichen und durchaus kritischen Frage hinsichtlich der internen Kommunikation in Unternehmen: Dürfen Mitarbeitende ihre Führungskräfte – speziell in höheren Hierarchieebenen wie den Vorstand – eigentlich direkt ansprechen? Anlass für diese Überlegungen ist der Bericht über ein Unternehmen mit vielen Filialen, bei dem eine inoffizielle Regel besagt, Vorstände dürften innerhalb der Filialen weder angesprochen noch ungefragt gegrüßt werden, es sei denn, sie ergreifen zuerst das Wort. In der Belegschaft existiert diese Regel als unausgesprochenes Gesetz, obwohl sie offenbar nirgendwo schriftlich fixiert ist. Oliver schildert seine Verwunderung angesichts solcher Strukturen und fragt sich, ob die Führungsebene selbst diese Praxis bewusst lebt oder ob das Umfeld dem Vorstand eine gewisse Unnahbarkeit zuweist – sei es aus Schutzbedürfnis oder aufgrund fehlender Transparenz.

Der Podcast beschäftigt sich anschließend mit den möglichen Motiven für ein solches Verhalten: Hat die Führung tatsächlich Angst vor spontanen und unvorbereiteten Fragen? Will sie ein allwissendes Image wahren und unsichere Situationen vermeiden? Oder können Überforderung und die schiere Informationsflut auf Vorstandsebene eine Rolle spielen? Es werden zudem Beispiele aus anderen Unternehmen genannt, in denen Führungspersonen angeblich Entscheidungen „im Namen des Vorstands“ treffen oder priorisieren, ohne dass dieser überhaupt informiert ist – ein Zeichen dafür, wie Missverständnisse und Gerüchte entstehen können, wenn der direkte Draht zur Spitze fehlt.

Dr. Ratajczak regt zur Reflexion an, welchen negativen Einfluss solch ein Kommunikationsstil auf die gesamte Unternehmenskultur und -struktur haben kann. Wenn die oberste Führungsetage abgeschottet ist, bestünde die Gefahr, dass sich dieses Verhalten auf weitere Hierarchieebenen überträgt und die gesamte Kommunikation im Unternehmen verlangsamt und verkompliziert wird. Gerade vor dem Hintergrund, dass viele Unternehmen öffentlich mit Agilität werben, bekommt eine solche restriktive Kommunikationskultur eine paradoxe Dimension: Während die agile Arbeitsweise offene, schnelle Kommunikation über Hierarchiegrenzen hinweg propagiert, herrschen intern weiterhin starre Strukturen, die echte Agilität ausbremsen.

Der Podcast ruft dazu auf, auch die eigene Rolle kritisch zu hinterfragen. Führungskräfte sollten sich bewusst machen, ob sie wirklich ein „offenes Ohr“ für Mitarbeitende haben oder die oft proklamierte „Open-Door-Policy“ in der Praxis eher Fassade bleibt. Solche Policies sind nur dann sinnvoll, wenn sie auch tatsächlich gelebt werden und Mitarbeitende sich sicher fühlen, ihre Anliegen ansprechen zu können. Es werden praktische Beispiele genannt, etwa geschlossene Türen im Büro oder Zeichen wie Kopfhörer im Großraumbüro, die signalisieren, ob jemand ansprechbar ist oder konzentriert arbeiten möchte. Doch entscheidend sei, dass die grundsätzliche Bereitschaft, in den Dialog zu treten, vorhanden bleibt.

Zum Abschluss lädt Oliver alle Zuhörenden ein, die eigene Unternehmenskultur zu reflektieren und den Kontakt zu suchen: Wie sind die Wege zur Unternehmens- oder Geschäftsleitung? Ist ein ehrlicher, unkomplizierter Austausch wirklich möglich? Und wie steht man selbst als Führungskraft dazu? Wer eigene Erfahrungen oder Meinungen beitragen will, ist aufgefordert, diese per E-Mail mitzuteilen und so in einen offenen Diskurs einzusteigen.

erschienen in der Folge 75 im Unternehmenschemie-Podcast von und mit Dr. Oliver Ratajczak

1

WER SCHREIBT UND SPRICHT HIER?

Dr. Oliver Ratajczak
Ratgeber für profitable Kundenbeziehungen und gute Unternehmenschemie bei  | oliver@deine-kundenbrille.de | unternehmenschemie.de

Mit über 25 Jahren internationaler Beratungserfahrung unterstützt Oliver mittelständische Geschäftsführer dabei, ihre Profitabilität zu steigern, Innovationspotenziale zu erschließen und wertvolles Wissen im Unternehmen nutzbar zu machen. Sein Fokus: praxisnahe Lösungen, die wirken – nicht nur auf dem Papier, sondern im Tagesgeschäft. Als Keynote-Speaker und Gastgeber des Unternehmenschemie-Podcasts teilt er regelmäßig erprobte Strategien und Impulse aus der Praxis. Du möchtest konkrete Herausforderungen angehen? Dann sprich Oliver einfach an.