Die Folge diskutiert, ob automatisierte Bewerberauswahl mittels Computern sinnvoll ist, beleuchtet die Auswirkungen auf das Arbeitgeberimage und fordert dazu auf, den Zusammenhang zwischen Personalprozessen und Kundenerlebnis ganzheitlich zu betrachten.
In der aktuellen Folge wird die spannende Frage erörtert, ob die Automatisierung der Personalauswahl – also das Verlegen von Vorstellungsgesprächen an den Computer – tatsächlich die Zukunft im Recruiting sein könnte. Ausgangspunkt ist ein Artikel, in dem beschrieben wird, wie Algorithmen anhand von Sprache, Sprechgeschwindigkeit und Wortwahl eines Bewerbers Rückschlüsse auf dessen Persönlichkeit wie Neugierde oder Belastbarkeit ziehen und so entscheiden, wer in die nächste Bewerbungsrunde kommt. Dies wirft die Frage auf, ob so nicht die Essenz von Personalmanagement – nämlich den Menschen als Ganzes zu erfassen – verloren geht.
Der Nutzen solcher Systeme wird darin gesehen, schlechtere Bewerber früh auszusortieren und den Personalverantwortlichen so mehr Zeit für die vermeintlich vielversprechenden Kandidaten zu verschaffen. Doch der Podcast hinterfragt kritisch: Verlieren Unternehmen dadurch nicht den direkten menschlichen Kontakt, der so wichtig für die Beurteilung von Persönlichkeiten und die Firmenkultur ist? Die Personalauswahl wird als Schnittstelle zum Unternehmen betrachtet, an der jeder Bewerber – und damit potenziell auch zukünftiger Kunde – einen prägenden Eindruck des Unternehmens erhält. Schlechte Erfahrungen in Bewerbungssituationen können sich negativ auf die Marke auswirken, da abgelehnte Bewerber ihr Umfeld oder sogar die sozialen Netzwerke darüber informieren.
Der Podcast zieht interessante Parallelen zwischen Bewerbungsprozessen und der Kundenbetreuung im Unternehmen: Während Neukunden intensiv umworben werden, stagniert die Betreuung nach Vertragsabschluss oft und wandert in den Bereich des Kundenservices, wo der tatsächliche Kontakt meist leidet. Egal ob im Bewerbungsgespräch, im Service oder beim Kauf – jeder Berührungspunkt trägt zum Gesamtbild des Unternehmens bei und sollte daher nicht in isolierten Abteilungen gedacht werden.
Es wird angesprochen, dass viele Unternehmen durch starre Abteilungsstrukturen und interne Zielsetzungen den Blick für das Ganze verlieren und der tatsächliche Kunde nur noch als Zahl in Statistiken wahrgenommen wird. Dadurch droht das Unternehmen, Beziehungen sowohl zu potenziellen neuen Mitarbeitern als auch zu bestehenden Kunden zu schwächen. Statt blindem „Alles für den Kunden“, plädiert die Folge für den Aufbau nachhaltiger, partnerschaftlicher Beziehungen, in denen Geben und Nehmen im Vordergrund steht.
Ein besonderer Denkanstoß kommt aus der Beobachtung, dass in Unternehmen oft extrovertierte Menschen schneller aufsteigen, während Fähigkeiten und Empathie vernachlässigt werden. Eine Studie belegt, dass die Fähigkeit, echtes Können von oberflächlicher Selbstdarstellung zu unterscheiden, oft fehlt – kann ein Algorithmus das besser? Kann eine automatisierte Vorauswahl wirklich die passendsten Mitarbeiter identifizieren – oder bringt sie vielmehr Gefahr, einzigartige und vielleicht weniger offensichtliche Talente zu übersehen?
Abgerundet wird die Folge mit einem Appell, diese Frage offen zu diskutieren, die Auswirkungen von Automatisierung kritisch zu reflektieren und die Bedeutung des persönlichen Kontakts zwischen Menschen, gerade bei der Personalauswahl, nicht zu unterschätzen. Letztlich hängt nicht nur das Arbeitsklima, sondern auch das Ansehen und der Erfolg eines Unternehmens davon ab, wie empathisch und ganzheitlich man mit Mitarbeitern, Bewerbern und Kunden umgeht.
erschienen in der Folge 3 im Unternehmenschemie-Podcast von und mit Dr. Oliver Ratajczak
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