Dr. Oliver Ratajczak berichtet, wie er gemeinsam mit seiner Partnerin ein Startup für den Online-Vertrieb von Kunsthandwerk aufbaute und aufgrund strategischer Fehler und fehlender Skalierung gegenüber der Konkurrenz verlor.
In dieser Folge reflektiert Dr. Oliver Ratajczak offen die Gründung und das spätere Scheitern eines seiner Startups. Ausgehend von der Überzeugung, dass auch aus Misserfolgen wertvolle Lektionen entstehen, schildert er, wie er gemeinsam mit seiner damaligen Freundin – heute Ehefrau – zunächst eine erfolgversprechende Domain entwickelte und mit deren Verkauf das Startkapital für ihr eigentliches Projekt schaffte. Inspiriert von vielen beeindruckenden Künstlerinnen, Designern und Kunsthandwerkern auf lokalen Märkten entstand die Idee, diesen Kreativen mithilfe einer Internetplattform eine größere, gemeinsame Bühne zu geben. Geplant war eine Dachmarke, bei der sich Kunstschaffende präsentieren und ihre Produkte anbieten können – und das schon Jahre bevor Plattformen wie Dawanda zum Trend wurden.
Die Umsetzung war von viel technischem und kreativem Aufwand geprägt: Neben der Entwicklung des Onlineportals investierten die beiden Gründer viel Energie in Design, Marketing und einen umfassenden Veranstaltungskalender für Kunstmärkte. Da soziale Medien noch nicht weit verbreitet waren, war es eine besondere Herausforderung, Reichweite und Sichtbarkeit zu erzeugen. Die Plattform wuchs jedoch langsam, vor allem weil sie auf Qualität statt auf Quantität setzte: Um ein hochwertiges Angebot zu gewährleisten, wurden neue Künstler:innen nur nach Jury-Auswahl aufgenommen. Damit sollte sich die Plattform von weniger kuratierten Angeboten abheben, was gleichzeitig das Wachstum stark bremste.
Ein strategischer Fehler, wie Ratajczak rückblickend analysiert, denn während sie exklusiv und langsam wuchsen, öffnete Dawanda wenig später seine Türen für praktisch alle Kunstschaffenden und setzte bei der Vermarktung dennoch gezielt auf hochwertige Produkte. Dank Venture-Kapital und Vollzeiteinsatz war es der Konkurrenz so möglich, rasant zu wachsen und einen Großteil des Marktes zu besetzen, während das eigene Startup – nebenbei und komplett bootstrapped betrieben – nicht Schritt halten konnte.
Nach vier Jahren intensiver Lern- und Aufbauarbeit entschlossen sich Ratajczak und seine Partnerin schweren Herzens, die Plattform einzustellen. Trotzdem ziehen beide viele positive Erkenntnisse aus dieser Zeit: Sie lernten nicht nur die technischen, unternehmerischen und menschlichen Seiten einer Gründung kennen, sondern nutzen diese Erfahrungen noch heute, etwa in Beratungsprojekten rund um Kundenprozesse und Vertrieb.
Sein Fazit fasst Ratajczak in mehrere Tipps zusammen: Unbedingt immer den Wettbewerb beobachten – und dabei auch nicht offenkundige Konkurrenten im Blick behalten –, sich im Klaren sein, wie schnell und groß man wachsen muss (und will), sowie die Strategie bei Qualität und Wachstum klug abwägen. Er ermutigt dazu, Ideen mutig zu testen, da das Internet schnelle Möglichkeiten der Markterprobung bietet, und daran zu denken, dass auch gescheiterte Projekte wertvolle persönliche und professionelle Entwicklungen ermöglichen können – vielleicht inklusive der Begegnung mit der zukünftigen Ehefrau.
erschienen in der Folge 12 im Unternehmenschemie-Podcast von und mit Dr. Oliver Ratajczak
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