In dieser Folge geht es darum, wie ehrliche Wertschätzung, sinnstiftende Aufgaben und kleine persönliche Gesten Mitarbeiter nachhaltig motivieren und ein positives Arbeitsklima schaffen – weit über klassische Benefits hinaus.

In dieser Podcastfolge spricht Dr. Oliver Ratajczak mit Florian Werner, Geschäftsführer der Agentur Dreibein, über wirksame Mitarbeiterbindung und authentische Wertschätzung im Unternehmensalltag. Eingangs betont Werner, dass Motivation von Mitarbeitern nicht allein über klassische Benefits wie Gehaltserhöhungen, Boni oder zusätzliche Urlaubstage entsteht, sondern durch tatsächliche emotionale Bindung an das Unternehmen sowie durch das Erleben eines sinnvollen Beitrags zum Kundenerfolg.

Werner schildert konkrete Beispiele aus seinem Agenturalltag, bei denen kleine, unerwartete Gesten – zum Beispiel ein überraschender Cocktail im Restaurant oder ein Blumenstrauß für kranke Mitarbeitende – für echte Wertschätzung sorgen und ein Gefühl der Zugehörigkeit schaffen. Diese individuellen Aufmerksamkeiten seien keinesfalls Marketing-Gags, sondern Ausdruck echter Fürsorge und Aufmerksamkeit, die beim Empfänger meist nachhaltiger wirken als materielle Anreize.

Er macht deutlich, dass solche Maßnahmen nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu guten Arbeitsbedingungen gedacht sind – moderne Ausstattung, ergonomische Möbel und kleine Selbstverständlichkeiten wie kostenloses Obst und Getränke gehören für ihn dazu. Dennoch warnt Werner davor, dass auch solche Annehmlichkeiten im Alltag schnell zu Selbstverständlichkeiten werden. Um die Wertschätzung und Motivation dauerhaft hochzuhalten, empfiehlt er, immer wieder gezielt kleine emotionale Höhepunkte zu setzen.

Um Wertschätzung im Team sichtbar und erlebbar zu machen, führte seine Agentur sogenannte „Karten geiler Scheiß“ ein: Mitarbeiter:innen können auf kleinen Kärtchen Kollegen für besondere Unterstützung oder gute Zusammenarbeit danken. Dadurch wird das Bewusstsein gestärkt, nicht nur zufrieden mit Kollegen und ihrer Leistung zu sein, sondern dies auch aktiv mitzuteilen. Werner kritisiert das verbreitete Motto „Nicht geschimpft ist gelobt genug“ und plädiert dafür, Lob und Dank im Arbeitsalltag fest zu verankern.

Im Gespräch zeigt sich, dass solche Unternehmenskultur nicht von allein entsteht, insbesondere wenn Unternehmen wachsen: Während persönliche Nähe und Wertschätzung bei einem kleinen Team noch leicht direkt vom Gründer oder Geschäftsführer ausgehen, wird es ab einer gewissen Größe notwendig, Führungsverantwortung und Gestaltungsspielräume an Führungskräfte und Mitarbeiter:innen weiterzugeben. Entscheidend sei, den Mitarbeitenden Freiraum und Vertrauen zu schenken, Fehler zuzulassen und daraus zu lernen.

Eine inspirierende Analogie zieht Werner zur Fahrschule: Mitarbeitende brauchen Gestaltungsspielraum auf dem „Fahrersitz“, während die Unternehmensleitung bei Bedarf Sicherheit durch „Bremspedale“ gibt, ohne ständig einzugreifen. Besonders in größeren oder wachsenden Unternehmen sieht Werner Defizite: Allzu häufig würden energielose, von Regeln und Kontrollen geprägte Arbeitskulturen entstehen, während echte Begeisterung, Eigeninitiative und Zusammenhalt durch lebendige Kultur und Vorbildfunktion der Führungskräfte begünstigt werden.

Als Fehler in der Praxis nennt Werner das Kopieren vermeintlich innovativer Konzernideen wie Hängematten oder Kicker, ohne an die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen im Unternehmen zu denken. Zentral sei, den individuellen „Engpass“ im eigenen Team regelmäßig zu identifizieren – manchmal ist es nicht die Ausstattung, sondern der Wunsch nach ehrlicher Anerkennung.

Auch Prozesse und Checklisten dürfen die Kultur echter Wertschätzung nicht ersetzen: Vielmehr empfiehlt Werner, zentrale Werte knapp und verständlich zu definieren und als Handlungsleitfaden im Alltag zu nutzen. Wer Verantwortung an Mitarbeiter abgibt, muss den Mut haben, Fehler zuzulassen und gemeinsam daraus zu wachsen. Abschließend plädiert das Gespräch dafür, sich öfters zu fragen, was man selbst von einem Arbeitgeber erwarten würde und das Miteinander mehr auf Bauchgefühl, Pragmatismus und persönliche Begegnung zu bauen, statt alles rational durchzuplanen.

erschienen in der Folge 61 im Unternehmenschemie-Podcast von und mit Dr. Oliver Ratajczak

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Dr. Oliver Ratajczak
Ratgeber für profitable Kundenbeziehungen und gute Unternehmenschemie bei  | oliver@deine-kundenbrille.de | unternehmenschemie.de

Mit über 25 Jahren internationaler Beratungserfahrung unterstützt Oliver mittelständische Geschäftsführer dabei, ihre Profitabilität zu steigern, Innovationspotenziale zu erschließen und wertvolles Wissen im Unternehmen nutzbar zu machen. Sein Fokus: praxisnahe Lösungen, die wirken – nicht nur auf dem Papier, sondern im Tagesgeschäft. Als Keynote-Speaker und Gastgeber des Unternehmenschemie-Podcasts teilt er regelmäßig erprobte Strategien und Impulse aus der Praxis. Du möchtest konkrete Herausforderungen angehen? Dann sprich Oliver einfach an.