Das Gespräch beleuchtet, wie effektives Storytelling im Business-Kontext Emotionen weckt, komplexe Inhalte vermittelt und zeigt, dass hinter packenden Geschichten und Präsentationen viel Übung und Feinarbeit steckt.
In dieser Podcastfolge trifft Dr. Oliver Ratajczak den Experten für Business-Storytelling, Michael Geerz, und spricht mit ihm darüber, wie wirkungsvolles Geschichten erzählen im Unternehmenskontext gelingt. Gleich zu Beginn machen die beiden klar: Nicht nur Märchenerzähler, sondern auch Unternehmen und Unternehmer profitieren davon, ihre Botschaften in ansprechende, emotionale Geschichten zu verpacken. Michael Geerz erklärt, dass er Unternehmen dabei unterstützt, Präsentationen und Vorträge so zu gestalten, dass sie nicht nur Fakten transportieren, sondern Zuhörer motivieren, begeistern und nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Gutes Storytelling lebt seiner Erfahrung nach vor allem von echter Emotion und Authentizität, denn die Zuhörer spüren, ob der Erzähler für seine Botschaft brennt.
Ein anschauliches Beispiel liefert Geerz mit einer Anekdote aus Los Angeles, wo die Begeisterung eines Baristas – trotz schwieriger Arbeitsbedingungen – auf die Gäste übersprang und der Satz „If it’s not fun, what’s the point?“ eine zentrale Botschaft transportiert: Neben allem wirtschaftlichen Erfolg sollte Sinn und Freude nicht zu kurz kommen, ein Gefühl, das durch Storytelling effektiv vermittelt werden kann. Gleichzeitig gehen sie auf kulturelle Unterschiede beim Vermarkten von Inhalten ein: Während in den USA Selbstbewusstsein und Begeisterung stärker ausgelebt werden, neigen Menschen in Deutschland eher zu Zurückhaltung.
Ein zentrales Thema bildet die richtige Darstellung des eigenen Tuns – auch im Smalltalk oder in der Selbstpräsentation. Wer lediglich technischen Jargon oder nüchterne Berufsbezeichnungen verwendet, vergibt laut Geerz viele Chancen. Viel einprägsamer ist es, den Mehrwert der eigenen Arbeit in eine kleine Geschichte zu verpacken oder an einem Alltagsnutzen aufzuhängen, zum Beispiel wie eine E-Zigarette nicht nur ein Produkt ist, sondern als „Küssen schmeckt wieder“ Erlebnis verkauft werden kann. Geerz betont, dass hinter scheinbar einfachen, kurzen Stories oft viel Übung, Überarbeitung und Engagement steckt – ähnlich wie bei berühmten Comedians oder Speakern, die ihre Auftritte viele Male testen und verfeinern, bevor sie auf die Bühne gehen.
Die beiden diskutieren auch praktische Tipps für Storytelling im Unternehmensumfeld. Zunächst gelte es, echte Inhalte und emotionale Momente zu sammeln, sei es aus Unternehmensgeschichte, eigenen Erfahrungen oder Kundenerlebnissen. Geschichten sollten strukturiert und klar aufgebaut, aber auch immer wieder überarbeitet und getestet werden. Hierzu zählt auch, komplexe Themen auf den Kernnutzen herunterzubrechen und sie in Alltagssituationen oder leicht greifbare Fallstudien zu übertragen. Nicht selten genügt schon eine prägnante „Sechs-Wort-Story“, um bei Menschen Emotionen und Assoziationen auszulösen – allerdings erfordert selbst diese Kürze oft viel Brainstorming und Arbeit im Hintergrund.
Abschließend motiviert Geerz dazu, sich nicht davon abhalten zu lassen, dass wirkungsvolles Storytelling Arbeit bedeutet. Auch hinter einer überzeugenden Bühne oder einer scheinbar spontanen Performance steckt meist viel Vorbereitung, Erfahrung und Fingerfertigkeit, die man als Zuhörer oder Zuschauer selten sieht. Unternehmen wie Einzelpersonen empfiehlt er, mit kleinen Storys zu beginnen, regelmäßig daran zu feilen und sie vor Publikum zu testen.
Angesprochen werden auch die Herausforderungen im Präsentationsalltag, etwa der allzu leichte Griff zu alten Foliensätzen anstatt einer individuellen, zielgruppenorientierten Story. Gerade dann lohne es sich, eine weitere Stunde zu investieren, um den Inhalt wirklich zu durchdenken – das könne aus einer soliden Präsentation einen echten Wow-Moment machen. Den eigenen Wert und die Arbeit hinter den Kulissen anzuerkennen und nach außen zu zeigen, sei ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu erfolgreicheren, emotionaleren Auftritten – ganz gleich, ob es um das nächste Kundengespräch, eine Unternehmenspräsentation oder das tägliche Netzwerken geht.
erschienen in der Folge 72 im Unternehmenschemie-Podcast von und mit Dr. Oliver Ratajczak
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