In dieser Folge dreht sich alles um Risiken und Krisenmanagement bei Auslandsreisen von Mitarbeitenden – von Entführungen und Erpressungen bis hin zu präventiven Maßnahmen und Tipps für mehr Sicherheit.
In dieser Podcastfolge spricht Dr. Oliver Ratajczak mit Peter Benzmann, Geschäftsführer des Hansekuranz Kontors, über die oft unterschätzten Gefahren und das Krisenmanagement rund um Auslandsreisen von Unternehmensmitarbeitern. Benzmann gibt direkte Einblicke in reale Schadensfälle, wie einen Vorfall in Mexiko City, bei dem ein unzureichend vorbereiteter Mitarbeiter in ein gefährliches Stadtviertel geriet und nur knapp einer Tragödie entkam. Solche Beispiele verdeutlichen die immense Bedeutung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers und was alles passieren kann, wenn diese vernachlässigt wird.
Benzmann erläutert, dass weltweit jährlich zwischen 65.000 und 90.000 Entführungen stattfinden – alleine in Mexiko etwa 130 pro Tag. Auch in Deutschland gibt es jährlich knapp 100 erfasste Entführungsfälle und über 100.000 Erpressungen, etwa durch klassische kriminelle Methoden oder über Cyberattacken. Besonders die Cyber-Erpressungen nehmen rasant zu, da sie wenig kriminelle Energie erfordern und Täter sich nicht physisch exponieren müssen.
Benzmann gibt einen Einblick in die professionelle Struktur des Krisenmanagements: Ein Netzwerk von etwa 600 Krisenmanagern steht weltweit bereit, um im Ernstfall schnell und regional adäquat reagieren zu können. Im Idealfall gibt es für Unternehmenskunden nicht nur eine 24/7-Notfallhotline, sondern auch präventive Schulungen, Krisenpläne und konkrete Handlungsanweisungen, etwa für die schnelle Bildung eines Krisenstabs oder zur Klärung relevanter Fragen im Vorfeld einer Entsendung.
Besonders wichtig ist die präventive Abfrage persönlicher Informationen bei Mitarbeitenden, um in einer Krisensituation gezielt helfen und gleichzeitig die Gefahr eines Stockholmsyndroms reduzieren zu können. Auch familieninterne Rollen und Kommunikationswege werden im Vorfeld festgelegt, damit im Krisenfall klare und abgestimmte Kommunikation möglich ist.
Die Episode beleuchtet auch das komplexe Zusammenspiel von Polizei und Angehörigen in Entführungsfällen. Während die Polizei daran interessiert ist, Täter zu fassen, steht für Angehörige meist die Rückkehr der Opfer im Vordergrund, was zu Interessenskonflikten führen kann. Benzmann schildert, wie Entführungsopfer mitunter wie „Ware“ zwischen verschiedenen Tätergruppen weitergereicht werden, wenn Lösegeldforderungen nicht erfüllt werden.
Im zweiten Teil des Gesprächs gibt Benzmann praktische Verhaltenstipps für sicheres Reisen: Dazu zählt, nie ein Hotelzimmer über dem sechsten Stock zu wählen (wegen der maximalen Reichweite von Feuerleitern), stets zwei Zimmerkarten zu fordern, nie in ein Taxi mit weiteren Fahrgästen zu steigen und auf Reisen das eigene Gepäck nie unbeaufsichtigt zu lassen oder vor dem Erhalt auszusteigen. Besonders betont er das eigene Bauchgefühl: Wer ein schlechtes Gefühl hat, sollte diesem vertrauen und im Zweifel Gefahren meiden – ein Rat, der sich laut Benzmann in der Praxis immer wieder als lebensrettend bewährt hat.
Zum Schluss gibt Benzmann einen Einblick in seinen persönlichen Werdegang im Krisenmanagement und erläutert, wie sein Unternehmen Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen berät und absichert – sei es durch Prävention, Schulung oder professionelle Unterstützung im Ernstfall. Die wichtigste Botschaft: Gefahren sind vielfältig, können jeden treffen und Prävention sowie Bewusstsein sind entscheidend, um sie zu minimieren.
erschienen in der Folge 90 im Unternehmenschemie-Podcast von und mit Dr. Oliver Ratajczak
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