Die Folge beleuchtet praxisnah, wie agile Methoden wie Scrum eingeführt werden, welche Herausforderungen und Vorteile sie bringen und warum feste Prozesse und kontinuierliche Verbesserung entscheidend für erfolgreiche Teams und Produkte sind.
In dieser Folge dreht sich alles rund um das Thema Agilität in Unternehmen – was sie wirklich bedeutet, wie sie erfolgreich eingeführt wird und welche Missverständnisse es dabei oft gibt. Dr. Oliver Ratajczak spricht mit Michael Assauer, Gründer und Unternehmer, der Einblicke in die praktische Umsetzung agiler Prozesse gibt.
Michael berichtet aus seiner Erfahrung als Gründer eines Tech-Startups und später bei der Entwicklung innovativer Mobilitätsprodukte für die Daimler-BMW-Tochter ReachNow. Dort steht die Integration verschiedener Mobilitätsdienste wie Carsharing, ÖPNV und Taxis in einer Plattform im Vordergrund, um Nutzenden künftig maximale Flexibilität und Komfort aus einer Hand zu bieten.
Der inhaltliche Fokus der Folge liegt jedoch auf der agilen Arbeitsweise. Früher war es Standard, nach dem Wasserfallmodell zu arbeiten – Abteilungen erstellen langwierige Lastenhefte, die IT setzt sie Monate später um, häufig an den eigentlichen Anforderungen vorbei. Heute erkennen immer mehr Unternehmen, dass bei sich schnell ändernden Marktanforderungen ein solcher Ansatz nicht mehr tragfähig ist.
Die agile Methodik, beispielsweise mit Scrum oder Kanban, ermöglicht es Teams, in kurzen, festen Sprints zu arbeiten – typischerweise zwei Wochen – in denen klar definiert wird, was konkret geliefert werden soll. Während dieses Sprints erhalten die Teams einen geschützten Raum, in dem sie fokussiert und ohne externe Störungen arbeiten können. Erst nach Abschluss des Sprints werden neue Anforderungen oder Änderungen besprochen und für den nächsten Sprint priorisiert. Dies erhöht die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und bewahrt das Team vor Chaos durch ständige Kursänderungen.
Klar wird auch: Agilität bedeutet nicht ungeplant, chaotisch oder spontan, sondern setzt im Gegenteil sehr genaue, von allen mitgetragene Prozesse voraus. Alle Beteiligten – Entwickler, Management, Vertrieb – müssen gemeinsam ein Commitment für die Prozesse eingehen, die genauso als Produkt betrachtet und kontinuierlich verbessert werden wie die zu entwickelnde Software selbst. Besonders wichtig dabei ist die Retrospektive nach jedem Sprint, die als zentrales Meeting dient, um zu reflektieren, was gut lief und wo Verbesserungsbedarf besteht. So sind sowohl Produkt als auch Prozesse ständig im Wandel und werden den Bedürfnissen aller Beteiligten angepasst.
Ein weiteres Thema ist der Umgang mit Updates und Releases. Während Scrum eigentlich vorsieht, am Ende jedes Sprints einen potenziell auslieferbaren Produktinkrement zu erstellen, kann es situationsabhängig auch sinnvoll sein, größere Bündelungen von Neuerungen zusammenzufassen und erst nach mehreren Sprints als größeres Release für den Endkunden zu veröffentlichen. So lassen sich negative Effekte durch zu häufige Veränderungen verhindern, was insbesondere für Kunden wichtig ist, die Stabilität schätzen.
Zum Abschluss der Folge wird deutlich, dass agile Prozesse dann am meisten Nutzen stiften, wenn sie nicht als starre Methode, sondern als Rahmen mit kontinuierlicher Verbesserung, Feedbackkultur und engem Austausch zwischen allen Beteiligten verstanden und gelebt werden. Die Produktqualität profitiert deutlich davon und Kundenfeedback wird gezielt zur Priorisierung und Verbesserung genutzt – Voraussetzung ist allerdings das gemeinsame Commitment aller und die Bereitschaft, Prozesse permanent weiterzuentwickeln.
erschienen in der Folge 68 im Unternehmenschemie-Podcast von und mit Dr. Oliver Ratajczak
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